Putztraegerplatten fuer Fachwerkgefach

Frage: Wir haben soeben unser Holzständerfachwerkhaus stehen und haben die folgende Frage:

Wandaufbau:  innen Dampfbremsfolie, OSB, 200mm Holzständerwerk mit ISOVER außen 16mm DWD-Platte.
Von außen haben wir ein Leimholzfachwerk in der Stärke 8x16cm aufgesetzt.
Nun suchen wir eine Putzträgerplatte für das Fachwerk,
bei der wir immer noch eine "diffusionsoffene" Wand
erhalten.

Wir sind begeistert von Ihrem Forum und würden uns über einen konstruktiven Vorschlag von Ihnen sehr freuen.

 

Antwort: Ich verstehe Ihre Angaben so, dass Sie ein Haus in Holzständerbauweise erstellt haben und anschließend als Fassade ein Sichtfachwerk durch die DWD-Platten auf die Pfosten aufgeschraubt haben. 8/16er BSH, wahrscheinlich den flachen Weg befestigt, um in der Ansicht ein 16er Fachwerk zu erhalten. Nun wollen Sie in den Innenseiten der Gefache eine Unterkonstruktion befestigen und auf dieser eine Putzträgerplatte flächenbündig mit der Außenkante des Fachwerks befestigen.

 

Der Wandaufbau Ihrer Holzständerwand ist zweifelsohne in Ordnung so.

 

Das Problem der Diffusionsoffenheit hätten Sie dadurch umgehen können, wenn Sie das Fachwerk als vorgehängte, hinterlüftete Fassade angebracht hätten, sprich auf der Holzständerwand zunächst eine Hinterlüftungsebene mittels senkrecht angebrachter Lattung und darauf das Fachwerk mit Ausfachung.

 

Da Sie das Fachwerk direkt auf die DWD-Platten geschraubt haben brauchen Sie in der Tat eine möglichst diffusionsoffene Putzträgerplatte und einen ebensolchen Putz.

 

Empfehlen würde ich Ihnen daher eine Holzwolleplatte wie z.B. die Heraklith BM. Die Seite des Herstellers und anderes finden Sie unter Links.  Auch der Putz sollte natürlich möglichst wenig dampfdicht sein. Vermeiden Sie daher die Verwendung eines Kunstharzputzes.

 

Was bleibt ist die Gefahr, dass durch Fugen zwischen Putz bzw. Trägerplatte und Fachwerk Wasser in die Konstruktion eindringt und dort Schäden verursacht, die erst erkennbar sind, wenn es zum Eingreifen zu spät ist.

 

Mit der Wahl von BSH für das Fachwerk haben Sie die bestmögliche getroffen. Das Holz sollte sich damit relativ gering verformen. Sie müssen aber trotzdem die Stöße zwischen Fachwerk und Putz sorgfältig dauerelastisch verfugen (lassen). Nichtsdestotrotz wird Ihnen früher oder später jede Fuge reißen.

 

Ich denke nicht, dass Sie jedes Gefach mit einer Blechverwahrung ausstatten wollen. Dies wäre nicht nur aberwitzig teuer sondern auch optisch sicher nicht angemessen. Vielleicht sollten Sie sich aber überlegen, auf der Unterkonstruktion der Putzträgerplatten eine diffusionsoffene Unterspann- oder Fassadenbahn anzubringen, diese allseitig zu knicken und bis zur Vorderkante des Fachwerks laufen zu lassen. Befestigung an der Fachwerkgefachinnenseite nicht mit Klebebändern, sondern mit entsprechendem Kartuschenkleber, fugenlos aufgebracht. Damit hätten Sie zwar keine absolute Sicherheit gegen eindringendes Wasser, aber zumindest das meiner Meinung nach Beste zu vertretbarem Aufwand und Kosten getan.

 

Nun noch etwas Allgemeines zu Fachwerkhäusern: ich bin selbst gelernter Zimmerer, habe einige Jahre in diesem Beruf gearbeitet und somit auch etwas Erfahrung mit Bau und Sanierung von Fachwerkhäusern. Auch ist natürlich Kritik an althergebrachten Bauweisen in überwiegend konservativ ausgerichteten Zünften nicht gern gesehen. Zudem komme ich aus einer Gegend, in der es sehr viele sehr schöne Fachwerkstädte wie z.B. Esslingen oder Schwäbisch Hall gibt, in denen ich mich sehr gerne aufhalte, einfach weil es dort schön ist.

 

Trotzdem muss ich sagen, dass der Fachwerkbau heute zu Recht keine Rolle mehr spielt.

 

Ein Fachwerkhaus ist unter bauphysikalischen Gesichtspunkten eine einzige Katastrophe. Diese ist auch durch allerlei Ausgleichsmaßnahmen nur unzureichend zu kaschieren.

 

Die Frage stellt sich für mich daher, ob man sich dieser oder anderer historischer Bauformen bedienen muss, um schöne Bauwerke herzustellen.

 

Die letzten Absätze sind natürlich von subjektiver Einschätzung gefärbt. Wenn Sie darauf keinen Wert legen, ignorieren Sie sie einfach.

 

26. Feb 2008   | Email | Nach oben
Kategorie:  |  |  |  | 

 

Home | Kontakt | RSS | Disclaimer | Impressum
© Frag den Architekt 2010