Fachwerkhaus daemmen

Frage: Ich möchte unser Haus von außen verkleiden (Holz oder anderes), möglichst auch dämmen. Allerdings sind die Wände bereits von innen mit 10cm dicken Rigips/Styropor Platten versehen. Es handelt sich um ein 70 Jahre altes Haus mit Fachwerk. Momentan ist die Außenseite mit Blech/Eternit verkleidet (vom Vorbesitzer). Was raten Sie mir?

 

Antwort: Diese vorhandene Dämmung ist natürlich nicht ausreichend. Hinzu kommt, dass eine Innendämmung eigentlich immer die schlechteste Lösung ist. Zum einen verliert man Wohnfläche. Zum anderen ist die Dämmung nicht durchgehend, da sie immer wieder von Wänden und Decken unterbrochen ist. Dadurch entstehen Wärmebrücken. Außerdem rückt der Taupunkt nach innen. Dadurch können Feuchteschäden in der Wand oder auf der Wandinnenseite entstehen und die Schimmelbildung wird begünstigt.

 

Ich rate Ihnen daher, auf jeden Fall eine Außendämmung anzubringen. Sie könnten dann auch, wenn Sie möchten, die Innendämmung entfernen. Dadurch gewönnen Sie zusätzlichen Wohnraum, müssten allerdings anschließend die Wandinnenseite mit einer Dampfsperre versehen und wieder neu beplanken. Auch die Fußböden müssten Sie in dem Fall anpassen. Ich weiß nicht, ob Ihnen dieser Aufwand zu groß ist, die sauberste Lösung wäre es meiner Meinung nach.

 

Wollen Sie die Innendämmung drin lassen, sollten Sie zumindest Fugen im Anschlussbereich an angrenzende Innenwände, Decken oder Fußböden mit Silikon abdichten. Falls die Räume tapeziert sind, schneiden Sie die Tapeten in diesen Ecken auf, um an die Fugen heranzukommen. Diese Unannehmlichkeit ist ein Klacks im Vergleich zu dem Verdruss, den Ihnen ein durch Feuchtigkeit beschädigtes oder zerstörtes Fachwerk bereiten kann. Eine Fachwerkwand hat immer Fugen, durch die Luftfeuchtigkeit nach außen transportiert wird und die sich dann als Tauwasser niederschlägt.

 

Zunächst aber sollten Sie die bestehende Verkleidung entfernen. Da es sich in Ihrem Fall um wahrscheinlich schon ältere, mit Asbest belastete Eternitplatten handelt, sollten Sie dies von einem Fachbetrieb, z.B. einer Zimmerei, ausführen lassen. Die Vorschriften zur Arbeit mit diesen Platten und ihrer Entsorgung sind streng und Sie dürfen diese Arbeiten nicht selbst ausführen.

 

Nach Entfernung der alten Verkleidung sollten Sie den Zustand des Fachwerks und der Ausfachung begutachten bzw. von einem Fachmann begutachten lassen, z.B. einem Zimmerermeister. Während meiner Tätigkeit als Zimmerer habe ich bei solchen Gelegenheiten Fachwerke gesehen, die faktisch gar nicht mehr vorhanden waren. Das Holz war vollständig zerstört und die dafür gar nicht vorgesehene Ausfachung hatte die tragende Funktion übernommen. Ich hoffe, Ihnen bleibt dies erspart. Ich möchte Ihnen auch keine Angst machen. Sehr viele Fachwerkhäuser stehen auch nach hunderten von Jahren noch gut da. Ich möchte Ihnen damit aber deutlich machen, dass Sie etwaige Schäden an Fachwerkwänden auf keinen Fall selbst zu beheben versuchen sollten. Ein unsachgemäßer Eingriff könnte üble Folgen haben. Lassen Sie solche Arbeiten auf jeden Fall von einer Zimmerei ausführen.

 

Fachwerkhäuser sind zwar oftmals schön, bauphysikalisch sind sie aber eine absolute Katastrophe. Deshalb baut auch heute kein halbwegs vernünftiger Mensch mehr eines.

 

Wenn die Fachwerkwand in Ordnung oder wieder instandgesetzt ist, sollten Sie eine Außendämmung mit einer hinterlüfteten Fassade aus dem Material Ihrer Wahl anbringen.

 

Auf keinen Fall sollten Sie ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) aus Polystyrolplatten und Putz wählen. Diese Systeme sind im Prinzip dampfdicht. Die Dampfdichtigkeit muss aber immer von innen nach außen abnehmen. Daher die oben schon erwähnte Dampfsperre oder –bremse auf der Innenseite, eine diffusionsoffene Fassadenbahn auf der Außenseite und eine Hinterlüftung der Fassade.

 

Eine Abnahme der Dampfdichtigkeit von innen nach außen führt dazu, dass Feuchtigkeit, die im Winter von der warmen, feuchten Raumluft in die Wand eindringt, an die kalte, trockene Außenluft abgegeben wird. Mit einem dampfdichten WDVS wird dies verhindert und die Feuchtigkeit bleibt in der Wand. Dadurch wird früher oder später das Holz des Fachwerks zerstört.

 

Als Dämmstoff würde ich Ihnen Plattenware aus Zellulose, Holzfasern oder Hanf empfehlen, Mineral- oder Steinwolle geht auch.

 

Ich hoffe, dass ich Sie durch meine Ausführungen nicht so geschockt habe, dass Sie sich von Ihrem Vorhaben verabschieden. Die von Ihnen beschriebene Bestandssituation ist sowohl energetisch als auch bauphysikalisch so schlecht, dass Sie auf jeden Fall etwas tun sollten. Die Kosten dafür mögen höher erscheinen als zuvor gedacht, werden sich aber mittel- und langfristig gewiss auszahlen. Sie müssen ja auch nicht gleich alles auf einmal machen.

 

Mehr Informationen zu Dämmung und Fassade finden Sie im Artikel Holzfassade, Internetseiten von Herstellern von Dämmung, Fassadenplatten, Fassadenbahnen etc. unter Links.

Frage: Wir planen derzeit die Außendämmung unseres Fachwerkhauses. Die Wand soll anschließend verputzt werden. Die Wand ist vom Vorbesitzer der Immobilie von innen mit Glaswolle und Rigipsplatten "versorgt" worden allerdings ohne Dampfsperre. Die Rigipswände sind mit einem Fertigputz auf Acrylharz-Basis verputzt. Das Fachwerk wurde mit Porenbetonsteinen ausgemauert. Derzeit ist die Außenfassade mit Bretterschalung und einfachen Täfelbrettern verkleidet. Die Kellermauern sind aus Bruchstein.
Ich habe mich im Baustoffhandel erkundigt, der freundliche Mitarbeiter hat eine Dämmung mittels Wärmedämmstoff aus Holzfaser (oder alternativ Kern-Dämmplatte aus Steinwolle) und darüber Holzfaserplatten vorgeschlagen, welche gleichzeitig als Putzträgerplatten dienen sollen.
Mir wurde auf Nachfrage gesagt, die fehlende Dampfsperre wäre kein Problem, da bei einer Außendämmung der Taupunkt nach außen verlagert würde.

Meine Frage wäre: Sind die Angaben insbesondere zu den erwähnten Materialien und der Dampfsperre richtig? Gibt es eine günstige und brauchbare Alternative zu den Holzfaserplatten als Putzträgerplatten, da diese etwa vier mal so teuer sind wie z.B. die Kerndämmplatte aus Steinwolle?

 

Antwort: Die Aussage des Verkäufers, die fehlende Dampfsperre sei kein Problem, ist absoluter Blödsinn. Es ist zwar richtig, dass bei einer Außendämmung der Taupunkt nach außen rückt, er befindet sich jedoch immer noch innerhalb der Wand bzw. der Dämmung. Dies stellt bei einer Mauerwerks- oder Stahlbetonwand zwar kein Problem dar, da diese an sich schon dampfdicht sind. Bei einem Fachwerkhaus gibt es jedoch immer Fugen zwischen Fachwerk und Ausfachung, durch die im Winter Feuchtigkeit aus der warmen, feuchten Raumluft nach außen transportiert wird. Wenn Sie dann noch eine nicht hinterlüftete Dämmung mit einem relativ dampfdichten Kunstharzputz wählen, durchfeuchten Dämmung und Wand. Ein Schaden ist vorprogrammiert.

 

Daher rate ich Ihnen, genauso wie dem vorherigen Fragesteller: falls Sie den Aufwand scheuen, die vorhandene innenseitige Dämmung herauszureißen, eine Dampfsperre anzubringen und die Wand neu zu beplanken, so sollten Sie zumindest unbedingt eine hinterlüftete Fassade wählen und innen alle Fugen so gut wie möglich abdichten.

 

Sie können auch eine Putzfassade auf Putzträgerplatten hinterlüftet ausführen. Sie müssen dabei nicht unbedingt auf Holzfaserplatten zurückgreifen.

 

Es gibt Putzträgerplatten aus den unterschiedlichsten Materialien. Als Beispiel für Holzwolleplatten sei hier die Heraklith BM angeführt. Ein Beispiel für eine Platte aus recyceltem Altglas ist die StoVentec, für eine Zementplatte mit Glasgittergewebe die Aquapanel von Knauf Perlite. Zu Preisen möchte ich mich hier nicht auslassen, lassen Sie sich einfach Angebote machen. Den Preis der Kerndämmplatten aus Steinwolle mit dem der Putzträgerplatten zu vergleichen macht jedoch keinen Sinn. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

 

Die Internetseiten der oben genannten sowie weiterer Hersteller finden Sie unter Links.

07. Jan 2008   | Email | Nach oben
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